Ein paar Gedanken in schwierigen Zeiten

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich bin in den letzten Nächten oft wach gelegen und habe darüber nachgedacht, in welche Richtung die Welt sich bewegt und was das für uns alle bedeutet. Was ist wichtig in solchen Zeiten? Worauf kann man sich berufen, innerlich und äußerlich, wenn mühsam errungene menschliche Werte plötzlich nichts mehr gelten sollen? Wo und wie muss man Flagge zeigen, wenn der Trend wieder in Richtung Krieg und Gewalt, Polarisierung und Populismus geht, in ein unseliges „Wir“ gegen „Die“, statt in Richtung einer allgemeingültigen menschlichen Ethik, die sich auf Verbundenheit, Mitgefühl und Menschenrechte gründet?

Ich kann Euch dazu leider keinen Masterplan anbieten, höchstens ein paar persönliche Gedanken. Im Inneren geht es wohl darum, wach und mit seinem Herzen verbunden zu bleiben. Sich nicht hineinziehen zu lassen in polarisierendes, von Angst getriebenes, negatives Denken. Sich nicht zu verhärten in Momenten der Trauer oder Verletzlichkeit. Aber auch nicht verloren gehen und den Kopf verlieren in der haltlosen Emotionalität. Im Buddhismus gibt es den Ausdruck der „spirituellen Kriegerschaft“, den ich sehr angemessen finde: man arbeitet an sich, um Mut und Furchtlosigkeit zu kultivieren und dadurch die Fähigkeit zu entwickeln, Liebe auszudrücken und sich für andere einzusetzen. Die bekannte Zen-Buddhistin Roshi Joan Halifax hat es sinngemäß so ausgedrückt: wir brauchen eine Wirbelsäule, die aufrecht ist, weil sie von Lebensfreude und Lebenskraft gestärkt wird, und eine offene Vorderseite, die der Welt zugewandt ist, die fließt und fühlt.

Und im Äußeren: sich um Integrität bemühen in Worten und Taten. Offene Kommunikation mit den Menschen in unserem Leben, besonders auch denen, die „anders“ sind. Die Werte, die Dir wichtig sind, verkörpern und für sie einstehen – im Beruf, in der Familie, in Beziehungen, in der Öffentlichkeit. Sich um Zusammenarbeit und Co-Kreation bemühen. Zuhören lernen. Lösungen finden. Bei den Menschen beginnen, die Dir nahe stehen und den Kreis von dort aus kontinuierlich ausweiten. Dich mit Menschen verbinden, die „vom selben Stamm sind“ – mit denen Freude, Austausch, Unterstützung und Zusammenarbeit möglich ist.

Mit den Worten des buddhistischen Lehrers Jack Kornfield:
„This is your world. Plant seeds of goodness and water them everywhere“.

Und der „alte Poet“ Leonard Cohen meint: „Love is the only engine for survival“.

Wir sehen die Wichtigkeit unserer Arbeit am ARUNA-Institut – gerade in der gegenwärtigen Zeit – und sind mehr als bereit, hier unser Bestes zu geben. Wir sind auch sehr dankbar darüber, uns als Teil einer Gemeinschaft von Kollegen und Freunden fühlen zu dürfen, und von Menschen, die diese Arbeit unterstützen, in ihrem persönlichen Lebensumfeld praktisch umsetzen und weitertragen. Vielen Dank für Eure Verbundenheit.