No Man is an Island
Menschen sind Beziehungswesen. Wir sind nicht dafür geschaffen, in einer Höhle, nur allein mit uns selbst, glücklich und zufrieden zu sein. Niemand von uns ist eine Insel. Das Bedürfnis nach gutem und befriedigendem Kontakt mit anderen Menschen zählt zu unseren fundamentalen Grundbedürfnissen.
Beziehungen und Begegnungen mit anderen inspirieren und beglücken uns. Sie helfen uns dabei, uns selbst besser kennenzulernen, indem wir uns in anderen gespiegelt sehen. Oder indem wir uns auf der Seelenebene erkannt, verstanden und gesehen fühlen. Bisweilen kommt in Beziehungen auch auf den Prüfstand, wie reif wir wirklich sind und woran wir noch zu arbeiten haben.
Unser ganzes Leben, unsere gesamte Historie, besteht aus der Summe unserer Begegnungen mit anderen, von Anbeginn an. Menschen prägen uns, hinterlassen Spuren in unserer Seele, wecken tiefe Emotionen in uns und halten die große Frage in uns lebendig: „Was ist das, ein anderer?“ (Neben der Grundfrage: „Wer bin ich?“)
Die wichtigen Menschen in unserem Leben fordern uns heraus, über unsere Begrenzungen hinauszuwachsen. Wenn uns Lebendigkeit und Tiefe in unseren Beziehungen wichtig sind, kommen wir nicht umhin, auch selbst beständig weiter zu lernen, wie wir unsere Liebe ausdrücken und wahrhaftig sein können. Unsere Beziehungen werden sich nicht wirklich entwickeln können, wenn wir nicht die Bereitschaft entwickeln, uns für andere sichtbar zu machen, uns ganz zu verschenken und immer wieder auch dem anderen zu verzeihen. Alle diese Lektionen präsentiert uns die Existenz, in vielfältigen Varianten und Schwierigkeitsgraden, solange wir leben. Und es liegt an uns, ob wir diese Lektionen annehmen (und mit ihnen wachsen), oder sie zurückweisen (und dabei oft stagnieren).
Ein gutes Leben braucht Beziehungsfähigkeit
Unsere Arbeit hat den Beziehungsaspekt schon immer betont, weil wir davon ausgehen, dass Beziehungskompetenz und Beziehungsfähigkeit zu den wichtigen Voraussetzungen gehören, um ein gutes Leben verwirklichen und erfüllende Partnerschaften gestalten zu können. Beziehungsfähigkeit wird vielen von uns nicht in die Wiege gelegt. Viele Menschen wachsen in einem einschränkenden Beziehungsumfeld auf, das sie mit vielen problematischen und kränkenden Erfahrungen konfrontiert. Daraus können Verschlossenheit, Rückzug, Misstrauen und Selbstabwertung resultieren – mit tiefgreifenden Auswirkungen auf die Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen.
Aber auch unter schwierigen Ausgangsbedingungen, können wir als Erwachsene noch eine Menge dazulernen und nachholen. Unsere Beziehungsfähigkeit ist entwicklungsfähig und kann mit uns mitwachsen: indem wir uns selbst annehmen und besser kennenlernen, indem wir ehrlich mit uns und anderen sind und in unseren Beziehungen beharrlich praktizieren, wie wir uns wieder mehr öffnen können. Jede neue Beziehungserfahrung, jeder beherzte Schritt in das Neuland von Ich und Du, bewirkt neue Perspektiven und Verschaltungen in unserem inneren Universum. Wir fühlen uns zunehmend mehr verbunden und immer weniger getrennt oder isoliert.