Reziproke Interaktion – die Grundlagen echter intimer Bezogenheit

Was ist echte intime Bezogenheit?

„I feel you, feeling me“ ist der kleinste Baustein der Intimität. (Thomas Hübl)

Ich möchte – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einige wichtige Punkte auflisten, die zur reziproken Interaktion gehören und die entscheidend sind, wenn es um echte intime Bezogenheit geht:

1) Emotionale Resonanz / berühren und sich berühren lassen

Die Fähigkeit, sich in einem gewissen Grad auf die Stimmung des anderen einzuschwingen und den anderen mit der eigenen Stimmung anzustecken. Einen bewussten Kontakt herzustellen, bei dem man den anderen berührt und sich von ihm berühren lässt. Ein Zusammenspiel zweier Felder, wo beide an der inneren Realität des anderen interessiert sind, sich auf diese beziehen und sich auf diese Weise wechselseitig beeinflussen. Beide bringen in den Kontakt ein, was gerade da ist: Gedanken, Gefühle, bewusste und unbewusste Vereinbarungen, persönliche Grenzen, verbale und nonverbale Interaktion, Verträge etc.

Was ist die Realität dieser Beziehung in diesem Moment? Wo stehen wir gerade miteinander?

2) das Gegenüber real wahrnehmen / sich gesehen und gehört fühlen

Als menschliche Wesen wünschen wir uns, dass man uns als Person wahrnimmt, nicht als irgendjemand Beliebiges, sondern als das Wesen, das wir sind. Wir möchten in unserem Wesenskern wahrgenommen werden – und das geht weit über das hinaus, was gesprochen oder ausgelebt wird, oder was jeder für den anderen sein sollte. Wir möchten gesehen werden mit dem, was jetzt in diesem Moment gerade da ist; nicht mit dem, was einmal war oder sein könnte; nicht als ein Bild, das jemand auf uns projiziert oder als eine Wunschvorstellung, in die jemand uns einbauen möchte. Voraussetzung ist, dass wir bereit sind, uns aktiv zu öffnen und als Person sichtbar zu sein, statt bloß zu reagieren, jemand anderen zu imitieren oder uns hinter unserer Fassade oder Abwehr zu verschanzen. Hier geht es darum, Authentizität und Ehrlichkeit im Kontakt mit anderen zu entwickeln.

3) Gegenseitigkeit / gemeinsame (essentielle) Erfahrung

Etwas geschieht – du schaust deine/n Partner/in an, und in wortlosem Einverständnis weißt du, dass ihr beide die Bedeutung dessen, was geschehen ist, versteht. Ihr teilt die augenblickliche Erfahrung im Bewusstsein, dass ihr euch gemeinsam in derselben Realität befindet und in der Wahrnehmung des Geschehens übereinstimmt. Du spürst intuitiv, dass der Ton des Moments eine ähnliche Resonanz bei euch beiden erzeugt und fühlst dich in diesem Gleichklang unmittelbar verbunden: das ist mit gemeinsamer Erfahrung gemeint. Essentiell wird diese gemeinsame Erfahrung, wenn sie nicht nur oberflächlich bleibt (man ist sich beim Einkaufsbummel einig, welche Bratpfanne man kaufen möchte), sondern die Tiefen menschlicher Essenz berührt (man teilt einen Moment der Schönheit, der Liebe, des Glücks, des Schmerzes, der Freude, des unverstellten So-Seins). Wenn wir an der Erfahrung eines anderen teilhaben, ohne den Versuch zu verändern, oder uns einzumischen in das, was diese Person tut oder glaubt, entsteht zwangsläufig ein starkes Band der Intimität.

In einem nächsten Blog-Beitrag geht es um konkrete wichtige Dinge, die im Rahmen einer Beziehung Sicherheit und Intimität erzeugen. Ich nenne sie die „Big Five of Relationship“.