Erschütterungen im Leben sind unvermeidbar
Es ist unausweichlich, dass jeder von uns bisweilen mit Erfahrungen geprüft wird, die mit (physischen oder psychischen) Schmerzen, plötzlichen Veränderungen und Herausforderungen, unerwarteten Verlusten oder Einschränkungen einhergehen. Irgendetwas läuft völlig anders, als geplant. Wie kann man nun mit solchen Herausforderungen konstruktiv umgehen? Was tun in Situationen, wenn das eigene Selbstbild bzw. die körperliche Integrität massiv erschüttert werden?
Hier sind ein paar wichtige Punkte, die uns in solchen Situationen geholfen haben:
- Die Situation annehmen, der neuen Bewegung im Hier und Jetzt folgen
Möglichst wenig Zeit damit verbringen, gegen die Situation anzukämpfen, oder sich innerlich dagegen aufzulehnen – wahrnehmen, was Sache ist; alles loslassen, was momentan nicht mehr aktuell ist; die Realität so annehmen, wie sie jetzt ist und sich ganz auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Atem- und Körper-Bewusstsein etablieren, auch bei körperlichen Schmerzen und zur Selbstberuhigung einsetzen.
- Das Annehmen der Situation mit Grundvertrauen und Neugier verbinden
Wenn das Leben dich auf eine unerwartete Spur setzt, und es gelingt, dich nicht dagegen zu wehren, und von Moment zu Moment mitzugehen, taucht vielleicht Neugier auf, wo dich dieser Twist hinführen wird. In Verbindung mit Vertrauen kann sich sogar in schwierigen und ausweglosen Situationen das Gefühl einstellen, dass es gut ist, nicht auszuweichen – weil es dich weiterbringen wird, auch wenn Du nicht weißt, wohin.
- Offen bleiben für innere Veränderung, die innewohnenden Lektionen annehmen
Schwierige Situationen bringen oft genau die Themen an die Oberfläche, die man gerne vermeidet. Man kann sich seiner Ausweich-Mechanismen beraubt fühlen und muss neue Wege finden, mit eigenen Defiziten und Bedürftigkeiten umzugehen. Das könnte für den einen heißen, um Hilfe zu bitten und neue Kommunikations-Skills zu entwickeln, für den anderen, gut für sich zu sorgen, sich zu regulieren oder Durchhaltevermögen zu entwickeln. Wenn auf der Reise die unvermeidbaren Herausforderungen und Lektionen auftauchen: bleib offen dafür, aus allem zu lernen. Manchmal heißt das auch: Demut entwickeln, gewohnte Verhaltensweisen opfern, sich hilflos fühlen, momentan nichts zu wissen, alte Glaubenssätze und Überzeugungen umzuschreiben.
- In die Schwierigkeiten bewusst Dinge einbauen, die Freude machen und aufbauen
Wenn die Zeiten hart sind, braucht es Inseln des Wohlgefühls. Für diese Inseln bist du selbst verantwortlich. Was macht dir Freude, was tut dir gut – von Moment zu Moment? Hier gilt das Motto: whatever works is fine. Und natürlich: do it! Was kannst du dir Gutes tun?
Eine kleine Geschichte dazu: Vor kurzem ist ein Freund von uns, etwa in unserem Alter, innerhalb kürzester Zeit an einem Gehirntumor verstorben. In seinen letzten Tagen gab es einen Moment, wo er sich unbedingt eine große Portion Austern gewünscht hat. Einer seiner Freunde kam dann tatsächlich mit zwei Dutzend Austern zu ihm nach Hause an sein Bett. Er konnte nicht mehr alleine essen, deswegen hat man ihm nach und nach 18 Stück einzeln gefüttert. Und er war dabei in einem permanenten Bliss-Zustand. Ich mag diese Geschichte. Auch unter sehr dramatischen Umständen kann man solche Inseln schaffen. Also: was kannst du dir Gutes tun?
- Eine persönliche Strategie ausarbeiten: was kann ich tun, um die Situation kurzfristig und längerfristig zu verbessern?
Auch wenn man die Situation nicht sofort ändern kann, gibt es doch die Möglichkeit, die Dinge in Richtung einer Verbesserung zu beeinflussen. Dazu zählen z.B. im Fall einer körperlichen Erkrankung: alles über die Krankheit oder Beeinträchtigung und über mögliche Behandlungsmöglichkeiten lernen, verschiedenes ausprobieren, Zweit- und Drittmeinungen einholen, mit anderen Betroffenen sprechen, einen Behandlungsplan ausarbeiten und diesen konsequent verfolgen.
- Beharrlichkeit kultivieren, und sich dafür immer wieder belohnen
Schwierige Situationen sind nicht von heute auf morgen zu lösen. Man ist vielleicht täglich mit Umständen konfrontiert, die eigentlich unerträglich sind. Alles was ich oben angeführt habe, muss man vielleicht täglich aufs Neue wiederfinden und anwenden. Was helfen kann, sind klare Strukturen und kleine tägliche Rituale, mit denen man sich für seine Durchhaltefähigkeit belohnt (z.B. nach dem Arztbesuch in ein sympathisches Café zum Frühstück gehen).
- Mit Freunden und Unterstützern in Kontakt bleiben
Es gibt Momente, wo eine menschliche Hand, ein freundlicher Blick, ein verständnisvolles Wort, alles verändern können. Freunde sind eine wichtige Ressource in schwierigen Zeiten. Austausch zu haben mit wohlwollenden Menschen gibt Mut und Zuversicht in Zeiten, die alleine nur schwer zu bewältigen sind. Für viele ein großer Schritt: um Hilfe zu bitten und Hilfe anzunehmen.